Na, altes Haus!
Ich mag alte Häuser. Sie haben schon eine Menge gesehen und stehen etwas lässiger herum als Ihre neuen Nachbarn.Meistens haben sie schon irgendwelche Macken, an die man sich gewöhnt hat und die noch so gerade toleriert werden. Oft hat auch schon jemand die Geduld mit dem alten Haus verloren und daran weitergebaut.
Das ist in Ordnung, weil die Zeit verschleißt und die Zeiten sich ändern.
Man will vielleicht an vieles erinnert werden aber auch noch Platz zum selber handeln haben.
Man will sich selber finden, aber andererseits auch nicht immer das Rad neu erfinden müssen.
Jedenfalls muss man irgendwann handeln und das Haus wird sich dadurch verändern.
Das ist nicht so einfach, wie es zuerst aussieht. Ständig bezieht sich etwas auf etwas anderes und alles beeinflusst alles. Das Haus ist etwas Ganzes und doch aus Einzelteilen. Jedes Teil muss gefügt werden, funktionieren und auch noch aussehen.
Und es hört an der Haustüre nicht einmal auf. Draußen sieht man das Haus ja immer mit seinen Nachbarn. Es ist ein Teil der Stadt und bezieht sich auf diese.
Wenn ich ein altes Haus umbauen soll, suche ich zuerst nach Stimmigkeit und Unstimmigkeiten. Hier kann man ansetzen, unterstützen und ausbessern. Damit ist schon einiges gewonnen und mit den Wünschen des neuen Bauherren benutze ich die alte Bausubstanz als zu bearbeitendes Material für das erneuerte Haus.
Es ist mir wichtig, das Haus zu einem schlüssigen Ganzen werden zu lassen, in dem Neu und Alt sich beeinflussen. Manchmal kann das Neue im großen Kontrast zum Alten stehen und man erkennt es sofort. Oft muss man aber auch ganz genau hinsehen, wenn man es unterscheiden will.
Dieser Moment interessiert mich sehr. Was zuerst nach Anpassung aussieht kann das Vorhandene durch etwas scheinbar Ähnliches, Hinzugefügtes zu einem ganz neuen Ergebnis führen. Es geht nicht darum das Alte auf ein Podest zu stellen, und auch nicht es ironisch zu kommentieren.
Es ist einfach da und wird mitgenommen - mit Respekt, aber ohne Demut.
Zusammen mit dem, was verändert und hinzugefügt wird, entsteht so ganz selbstverständlich das Neue und der Zeit gemäße.
Ob die Türe in einem Haus oder ein Haus in der Stadt eingebaut wird ist dann nur noch ein Unterschied im Maßstabs. Beide Aufgaben bedingen Achtsamkeit und eine Reaktion auf das Vorgefundene und bei beiden baut man nur an einem kleinen Teil und versetzt doch damit das große Ganze in die Gegenwart.
Jo Meyer